Einseitige Flankenschmerzen
Symptome
Plötzlich auftretende oder sich langsam entwickelnde meist einseitige Schmerzen im Bereich der Flanke (Rücken, unterhalb des Rippenbogens). Die Beschwerden können unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Begleitsymptome
- Ausstrahlung der Schmerzen in den Unterbauch, die Penisspitze, den Hoden oder die Schamlippen auf derselben Seite, Schmerzen Bereich der Blase
- Übelkeit und/oder Erbrechen
- Blut im Urin (Mikro-/Makrohämaturie)
- gehäufter Harndrang, Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
- Fieber (Körperkerntemperatur > 38° C) und/oder Schüttelfrost
Mögliche Ursachen
1. Akute Nierenbeckenentzündung (sog. Pyelonephritis)
Eine Nierenbeckenentzündung entsteht häufig auf dem Boden einer nicht behandelten oder nicht testgerecht antibiotisch therapierten Blasenentzündung (aufsteigend), meist mit Brennen beim Wasserlassen, häufigem Harndrang sowie kleinen Urinportionen.
Die eher dumpfen, gelegentlich auch krampfartigen Schmerzen entwickeln sich in der Regel langsam. Die Flanke der betroffenen Niere ist bei Bewegungen schmerzhaft und/oder es lässt sich ein Druck- oder Klopfschmerz bei der Untersuchung auslösen.
Begleitsymptome, bei den meist betroffenen jungen Frauen, können Fieber und/oder Schüttelfrost sowie ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit sein.
In der Regel ist die Nierenfunktion bei der akuten Nierenbeckenentzündung zunächst nicht eingeschränkt.
Komplikationen
Die akute Nierenbeckenentzündung sollte als Krankheitsbild ernst genommen werden, da die Erkrankung fortschreiten und chronisch werden kann.
Ohne adäquate Therapie der Entzündung kann es zur Streuung von Bakterien über das Blut und dadurch zur Blutvergiftung (sog. Urosepsis) kommen.
Ferner kann sich auch ein Eiterherd (Abszess) ausbilden, der mit starkem Flankenschmerz und hohem Fieber einhergeht. Dies kann zum Verlust der Niere führen.
Bei chronischer Entzündung kann der schleichende Nierenfunktionsverlust zur Niereninsuffizienz führen. Je nach Ausprägung ist dann eine Dialyse oder Nierentransplantation erforderlich.
Diagnose
Die Diagnose wird vom Urologen durch die Krankengeschichte (Anamnese), die körperliche Untersuchung, die Urinanalyse, den Ultraschall und eine Laboruntersuchung bestätigt. Gelegentlich sind erweiterte bildgebende Verfahren wie zum Beispiel eine Computertomographie oder Kernspintomographie erforderlich.
Gleichzeitig sollten andere Krankheitsbilder (Blinddarmentzündung, Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) oder ein Dickdarmdurchbruch (perforierte Sigmadivertikulitis), die eine ähnliche Symptomatik wie die Nierenbeckenentzündung verursachen, ausgeschlossen werden.
Therapie
Durch den Hausarzt oder Notarzt erfolgt in der Regel zunächst eine schmerzstillende sowie gegebenenfalls antientzündliche Medikation.
Im Rahmen der urologischen Behandlung wird dann die antibiotische Therapie eingeleitet, die nach Erhalt des Antibiogramms (antibiotische Sensibilitätsbestimmung) testgerecht angepasst werden kann.
Zusätzlich erfolgt in der Regel eine Infusionstherapie und gelegentlich ist die zeitweise Einlage eines Katheters zur Niederdruckableitung des Harntraktes erforderlich.
Nach Entfieberung und bei Normalisierung der Laborwerte können die Patienten im Normalfall aus dem stationären Aufenthalt unter Fortführung einer oralen Antibiose (in Tablettenform) entlassen werden.
2. Nierenkolik
Nieren- oder Harnleitersteine können sehr starke Schmerzen verursachen, wenn die Steine vom Nierenbecken durch den Harnleiter wandern. Diese wellenförmigen (kolikartigen), meist stechenden Schmerzen werden als Nierenkolik bezeichnet.
Typischerweise kann der Schmerz im zeitlichen Verlauf seine Lage verändern (dies entspricht dem Tiefertreten des Steines im Harnleiterverlauf). Hierbei lässt sich der Schmerz dann in der Leiste, im Hoden oder auch in den Schamlippen lokalisieren. Sobald der Stein die Harnblase erreicht hat, verschwinden im Normalfall die Schmerzen.
Die Reibung des Steines an der Schleimhaut des Harnleiters kann zu Blutungen führen, die sich schon bei nur geringen Mengen Blut im Urin als Rotfärbung zeigen.
Bei sehr starken Schmerzen kann begleitend Übelkeit und/oder Erbrechen auftreten.
Komplikationen
Verursacht der Stein eine komplette Verlegung des Harnleiters, entsteht eine Nierenstauung (Hydronephrose), die ohne adäquate Therapie zum zunehmenden Funktionsverlust der Niere führen kann.
Begleitend zum Steinleiden können aufsteigende Entzündungen der Harnwege zu einer massiven Bakterienausschwemmung in den Kreislauf führen können (Urosepsis), einem akut lebensbedrohlichen Krankheitsbild, welches eine intensivmedizinische Behandlung erfordert!
Diagnose
Die Diagnose eines Harnsteines wird durch den Urologen durch die Krankengeschichte, die körperliche Untersuchung, die Urinanalyse, den Ultraschall und ggf. eine Röntgenuntersuchung bestätigt.
Wichtig ist der gleichzeitige Ausschluss anderer Krankheitsbilder, die ähnliche Symptome wie ein Stein verursachen können (z.B. Zerreißung der Wand der großen Bauchschlagader (dissezierendes Aortenaneurysma), Entzündung der Bauchspeicheldrüse (akute Pankreatitis), Blinddarmentzündung, Stieldrehung eines Eierstocks (Ovar) oder einer Ovarialzyste, Dickdarmdurchbruch (perforierte Sigmadivertikulitis), Verdrehung des Samenstranges/Hodens (Hodentorsion) oder Nebenhodenentzündung (Epididymitis)).
Therapie
Der Hausarzt oder Notarzt verabreicht bei einer Nierenkolik zunächst schmerzstillende und krampflösende Medikamente.
Durch den Urologen wird diese Schmerztherapie fortgesetzt und entschieden, ob eine aktive Therapie (ESWL, Einlage einer Harnleiterschiene oder operative Entfernung des Steines) erforderlich ist. Viele Steine können jedoch auch konservativ, abwartend behandelt werden, da sie je nach Größe und Lage unter Gabe von steinaustreibenden Medikamenten spontan abgehen können.
Sollten bereits ernste Komplikationen (siehe oben) eingetreten sein, muss umgehend gehandelt werden. Hier kann die zeitweise Einlage einer Harnleiterschiene (Pigtail/Doppel-J) und die antibiotische Therapie einer Entzündung nötig sein.
Wann sollten sie handeln?
Leichte Flankenschmerzen werden in der Regel primär durch den Hausarzt oder den niedergelassenen Urologen untersucht, der weitere diagnostische und therapeutische Maßnahmen einleitet.
Das Auftreten von Blut im Urin (Makrohämaturie), mit oder ohne Schmerzen, sollte unbedingt durch den Urologen weiter abgeklärt werden, da es durchaus auch erstes Zeichen für einen bösartigen Tumor des Harntraktes (Niere, Harnleiter, Blase, Prostata, Harnröhre) sein kann.
Bei starken Flankenschmerzen in Kombination mit:
- Übelkeit/Erbrechen
- Fieber und/oder Schüttelfrost
- Veränderung des Wachzustandes (ausgeprägte Schläfrigkeit, Delirium usw.)
- Ausgeprägte Blutbeimengung im Urin (sehr dunkle Verfärbung und manchmal Abgang kleiner Blutgerinnsel/Blutkoagel)
sollte umgehend die Vorstellung in einer Klinik mit urologischer Fachabteilung erfolgen. Bei stärksten Schmerzen oder akuten sonstigen Beschwerden erfolgt in der Regel die Primärversorgung durch den Notarzt, der eine entsprechende notfallmäßige Einweisung veranlasst.